Geschichten am Klavier
Amir Katz erspielte sich mit Chopin Gala-Auftritt beim nächsten Schubert-Wettbewerb
Vor genau acht Jahren hat Amir Katz schon einmal vor der Jury des Schubert Wettbewerbs gespielt. Damals, 2003, ging es um einen Hunderstelpunkt, aber der israelische Pianist gewann den Wettbewerb. Am Samstagabend saß die Jury wieder im Saal diesmal im Orchesterzentrum und als Publikum am spielfreien Tag des Wettbewerbs. Am Schluss des imposanten Chopin- Abend spendete sie stehend Ovationen. „Jetzt haben wir den Pianisten für die Eröffnungsgala des nächsten Wettbewerbs in vier Jahren gefunden“, freute sich Arnulf von Arnim, künstlerischer Leiter des Wettbewerbs, der 2003 für Katz als Gewinner gekämpft hat.
Mit seiner CD mit den 21 Chopin-Nocturnes hat der 38-Jährige in diesem Jahr bereits Maßstäbe gesetzt (wir berichteten). Im Herbst erscheint seine Einspielung der vier Balladen und Impromptus von Chopin, die er in die- sem Konzert spielte. Sie wurden ergänzt durch sechs Walzer, in denen er die Dur-Tonarten glitzernd und sehr flott brillant über die Tasten jagte – am Schluss, im Es-Dur-Walzer mit den vielen Tonrepetitionen, vielleicht eine Spur zu überschwänglich. Katz ist ein emotionaler Pianist mit einem wunderbar poetischen Anschlag, viel Gefühl, perfekter Technik. Und ein Geschichtenerzähler am Klavier. Die Chopin-Balladen machte er zu kleinen Minidramen, zu einem abwechs- lungsreichen Kaleidoskop von Klängen und Ausdrucksvarianten. Mit stürmischen Ausbrüchen und wunderbaren Gesängen auf den Tasten. Seine ganze Seele schaufelte der Pianist, der sich auch äußerlich stark verändert hat, aus den Klangbergen. Drei Zugaben, Begeiste- rungsstürme des Publikums und hoffentlich bald ein Wiederhören in Dortmund.
Julia Gaß